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PSYCHODRAMA HINTER MAUERN‘Gaza Psychodrama Group without Borders’ Zwischen Gewalt und Hoffnung


´Zwischen Gewalt und Hoffnung´ heisst unser Leitmotiv, mit dem wir seit über 10 Jahren in Gaza / Palästina im Bereich der psychosozialen Arbeit unser Psychodrama Ausbildungsprojekt am GCMHP (Gaza Community Mental Health Program) und PMRS (Palestinian Medical Relief Society) durchführen! Das Projekt wird von ‘medico international Schweiz’ unterstützt und kann auch mit der Hilfe des DEZA rechnen, das nebst ‘medico international Deutschland’ für die Einreisebewillingungen nach Gaza einsteht. 

Wir sind stolz darauf, dass unsere Arbeit das einzige langfristige Projekt im Bereich von Mental Health in Gaza ist, das durchhalten konnte über all diese Jahre hinweg, und das auch jetzt weitergeht, mit Verstärkung von anderen PsychodramatikerInnen aus Europa, die solidarische Arbeit mit uns zusammen leisten. Wahrlich ein kleiner Sieg über Kriegstreiben, Mauern, Checkpoints, Ausgrenzungen, Stigmatisierungen und Demütigungen der palästinensischen Bevölkerung gegenüber. Wir können sogar vorwegnehmen, dass wáhrend dieses Jahres 2013 die nationale palästinensische Psychodrama Vereinigung gegründet wird, die unser Projekt in Gaza mit dem FREEDOM THEATER in Yenin, der PMRS Gruppe in Nablus und dem TRC (Treatment and Rehabilitation Center for Victims of Torture) in Ramallah verbinden soll; ein Netzwerk, das auf professioneller Ebene den Austausch, die Ausbildung und die Vertiefung der Kenntnisse im Bereich des Psychodramas fördern soll. Unsere Gruppe in Gaza kann bisher ihre KollegInnen in Ramallah nicht besuchen, sie leben hinter Mauern, aber mit Video Konferenzen und dank dem Internet ist doch eine Verbindung möglich.

Wenn Maja Hess, die Ko-Leiterin im Ausbildungsprojekt, oder ich als verantwortliche Ausbildnerin und Psychodrama Leiterin – jeweils unser Projekt vorstellen, mit Vorträgen und der DVD als Zeugnis, dass wir während 10 Jahren eine Gruppe von interdisziplinären KollegInnen des GCMHP und der PMRS als PsychodramatikerInnen diplomieren konnten, kommen die verschiedensten Reaktionen im europäischen Publikum; für viele wirkt das Projekt unglaubwürdig, und oft kommen Vorwürfe gegen uns, wir seien anti-semitisch eingestellt, oder noch schlimmer: wir würden Propaganda fúr Terroristen machen!

So wenig ist bekannt darüber, was hinter den Mauern passiert, und so gut wirkt diese Strategie der Ausgrenzung, um eineinhalb Millionen Menschen als ‘Terrorist/Innen’ abzustempeln! Linke Psychoanalytiker/Innen haben seit den Anfängen der Psychoanalyse die verheerende Wrikung der projektionen und der Manipulation mit den Massenmedien hingewiesen, immer noch ist die Arbeit von Wilhelm Reich ‘ Massenpsychologie und Faschismus’ aus den 30-er Jahren wegweisend, leider immer noch top aktuell. Immer ausgekúgeltere Sttrategien warden von Psycholog/Innen erfunden, um Feindbilder zu entwerfen, den teuflischen Zirkel der Gewalt zu verschärfen; und die Politik der Kriegsgeschäfte blüht wie noch nie zuvor.

Dies ist kurz skizziert der Hintergrund, auf dem wir unser Projekt realisieren, und obwohl bereits Ende der 90-er Jahre, nach dem Betrug und der Illusion des Friedensabkommens von Oslo (1995) – sichtbar war, dass die Konflikte zunehmen warden, hätten wir niemals gedacht, welche Form sie anehmen würden. Zu gleicher Zeit, da Europa der Fall der Mauer als grossen Triumph feierte, wurden bereits die Mauern in Palästina vorbereitet, die die Bevölkerung zersplitterte, die auch israelische und palästinensische Nachbarn trennten und letztlich zu Feinden stigmatisierten. Eine verzweifelte selbstgebastelte Kassam Bombe aus Gaza hatte zur Antwort eine massive ‘Bestrafung’ seitens einer der best ausgerüsteten Armee. In anderer Form ging die Intifada weiter, und die Gewalt eskalierte mit jedem Siedlungsbau seitens der Besatzungsmacht Israel mehr.

Ist psychosoziale Arbeit überhaupt möglich in einer solchen Situation? Unsere palästinensischen Partner Organisationen und auch die israelische Organisation ‘Physicians for Human Rights’ überzeugten uns davon, dass eine solche Arbeit immer notwendiger wird, um zu versuchen, die Gewaltspirale einzudämmen, der Todeskultur der fundamentalistischen Gruppen eine Kultur des Lebens entgegenzuhalten; zu versuchen, die tiefst menschlichen Gefühle nicht nur von Hass, sondern von Liebe und Solidarität zu fördern.

Freud hatte wohl recht, als er annahm, zuerst war der Hass, dann käme eventuell die Liebe, dann begänne die grosse Arbeit der Menschen an der Kultur, um vom Tier zum menschlichen sozialen Wesen zu gelangen….! Er blieb pessimistisch, bezichtigte die Sozialist/Innen und Kommunist/Innen als Idealist/Innen, die die wahre menschliche Realität nicht kennen würden. Und doch arbeitete er bis zum Tode an seinen Theorien über Gesellschaft, Kultur, menschliches Zusammenleben, und sein letztes grosses Werk ‘ Moises und die monotheistischen Religionen’ können wir in unserem Kontext der Religionskriege zwischen Moslems, Juden, Christen, die wohl auf konkreten materialistischen Interessen beruhen und doch alle präsent sind in Jerusalem und im ‘unheiligen Land’, einreihen !

Oft müssen auch wir uns dagegen wehren, die Todestriebs Theorie anzunehmen und in Resignation zu verfallen. Wir sehen uns tramatisierten Menschen gegenüber, die sich immer gegen neue Traumatisierungen zur Wehr setzen müssen und ständig in Unsicherheit leben: kommt morgen wieder eine Bombe und zerstört die Familie, das Haus, die wenig úbrig gebliebenen Olivenhaine?

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