BLUMEN ZWISCHEN TRÜMMERN
- Ursula Hauser
- 28 sept 2024
- 1 Min. de lectura
Zwischen Gewalt und Hoffnung in Gaza:
Die Dokumentarfilmerin Franziska Schaffner begleitet die Schweizer Psychoanalytikerin Ursula Hauser und die Ärztin und Präsidentin von medico international schweiz Maja Hess, die seit 15 Jahren regelmäßig nach Gaza reisen. Hier wohnen rund 1.9 Millionen Menschen, seit bald zehn (sic!) Jahren abgeriegelt von der Außenwelt, in einem der dichtest besiedelten Gebieten der Welt. Drei kriegerische Auseinandersetzungen, ohne eine Fluchtmöglichkeit für die Zivilbevölkerung, haben nicht nur wirtschaftliche, sondern auch tiefe seelische Wunden hinterlassen. Die beiden Schweizerinnen unterstützen ihre ortsansässigen Kolleginnen in der therapeutischen Arbeit und bilden sie in Psychodrama aus, einer Gruppentherapie-Methode, welche die Aufarbeitung von Traumata ermöglicht. Die Beteiligten befreien sich im geschützten Rahmen eines Theater-Spiels von ihrer Opferrolle und werden zu aktiven Akteuren einer Veränderung.
Gestern zeigten wir den Film vor vollem Haus und diskutierten mit Franziska Schaffner und ihre beiden Protagonistinnen. Das Interesse ist verständlich: In Israel wird Gaza nur als Sicherheitsrisiko wahrgenommen. Er liegt zwar lediglich weniger als eine Autostunde vom Zentrum Tel Avivs entfernt, doch die Menschen wissen hier mehr über Neukölln als über ihre Nachbar*innen. In einem Workshop, der neulich in unseren Räumlichkeiten stattfand, sprachen Publizist*innen, Geistes- & Sozialwissenschaftler*innen über Gaza als Hypertrophie der kollektiven israelischen Imagination, als Nicht-Ort der Überschüssigen & Ausgestoßenen. Nicht umsonst hat der Spruch ‚geh nach Gaza‘ den traditionellen ‚geh zur Hölle‘ im hebräischen Sprachgebrauch ersetzt. Für viele im Publikum ermöglichte der Abend folglich Einsichten, die wohltuend anders waren.