Die Psychotherapeutin Ursula Hauser erzählte in Muri von ihrer therapeutischen Arbeit in Gaza und Zentralamerika
Das Psychodrama ist das therapeutische Instrument der Zürcher Psychoanalytikerin Ursula Hauser. In Muri hat sie über ihre Arbeit in Zentralamerika und in Gaza berichtet.
Thomas Kron
Die 1946 in Kilchberg am Zürichsee geborene Ursula Hauser referierte im Rahmen eines Angebots der Volkshochschule Oberes Freiamt (VHS). Sie wohnt in Uruguay, ist aber gegenwärtig in der Schweiz unterwegs – auch aus privaten Gründen, denn ihre Mutter hat im Altersheim Kilchberg soeben ihren 101. Geburtstag feiern können.
Ausgangspunkt für die inhaltliche Gestaltung des Abends war Ursula Hausers Buch «Die Rebellin – ein Leben für Friede und Gerechtigkeit», welches 2015 erschien. VHS-Präsident Peter Hauser – nicht verwandt mit der Autorin – las Textstellen zu einzelnen Lebensstationen, Ursula Hauser stellte das Vorgetragene in einen grösseren Zusammenhang.
Aus der Enge ausgebrochen
Alles habe damit begonnen, dass sie, kaum 20-jährig, nach einer traumatischen Abtreibung ihr enges Umfeld nicht mehr ausgehalten habe, erzählte sie im Dachsaal des Alterswohnheims St. Martin. Sie reiste nach Amerika, sei in den Strudel der Anti-Vietnam-Proteste geraten und habe sich der afroamerikanischen Bürgerrechtsbewegung angeschlossen.
1968 in die Schweiz zurückgekehrt, habe sie die Diskrepanz zwischen heiler Heimat und jener Welt wahrgenommen, in der es nach ihrer Auffassung dringend soziale Veränderungen brauche. Das Rebellische, das – bedingt durch ein autoritäres Elternhaus – in ihr schon immer angelegt war, sei nun deutlich zutage getreten.
Von Psychodrama überzeugt
Durch Zufall fand die ausgebildete Lehrerin zur Psychologie und Psychotherapie. Sie studierte Psychologie und eröffnete in Zürich, zusammen mit Freunden, eine Gruppenpraxis. «1971 entdeckte ich die Psychodrama-Methode des österreichisch-amerikanischen Arztes Jacob Levy Moreno, worauf ich eine Ausbildung in Überlingen in Angriff nahm.»
Psychodrama wurde zum therapeutischen Instrument er Ursula Hauser. Es ist dies ein Verfahren der klinischen Psychologie, der Soziotherapie und der experimentellen Pädagogik, bei der Situationen, Konflikte und Phantasien aus dem Stegreif in Handlung umgesetzt werden.
International vernetzt
Mitte der 1970er-Jahre begann Ursula Hauser, sich beruflich international zu vernetzen, vor allem mit Kolleginnen und Kollegen in Lateinamerika. Sie solidarisierte sich mit Menschen, die sich gegen autoritäre Regimes auflehnen. 1980 reiste sie nach Nicaragua, um den vom Bürgerkrieg traumatisierten und sexuell ausgebeuteten Frauen zu helfen. Sie lernte Antonio Grieco kennen, «einen Revolutionär und Weggefährten Che Guevaras». Die beiden heirateten und lebten 16 Jahre zusammen, bis Antonio an seinem zweiten Herzinfarkt, den Spätfolgen der Folter starb, die er Jahre zuvor im Gefängnis der Militärdiktatur in Uruguay erlitten hatte, starb.
Seit nunmehr über dreissig Jahren setzt sich Ursula Hauser für traumatisierte Kinder und Frauen in Kriegs- und Krisengebieten ein. Im Zentrum Ihrer Bemühungen stehen Palästina, Costa Rica, El Salvador, Kuba, Nicaragua und Uruguay. Mit dem Ziel der Hilfe zur Selbsthilfe bildet sie dort zusammen mit der Ärztin Maja Hess auch Ärzte, Psychiater, Sozialarbeiter, Krankenschwestern und Psychologinnen und Psychologen in Psychodrama aus.
«Blumen zwischen den Trümmern»
Zum Abschluss des Abends zeigte Ursula Hauser den Film «Blumen zwischen den Trümmern». Regelmässig einmal jährlich fliegt sie mit Maja Hess nach Gaza, wohin niemand ohne israelische Erlaubnis einreisen darf. Die Dokumentarfilmerin Franziska Schaffner begleitete die beiden Frauen und produzierte für das Schweizer Fernsehen den Beitrag über die Zusammenarbeit mit den palästinensischen Kolleginnen. «Blumen zwischen Trümmern» dokumentiert die Schaffenskraft einer Nomadin, welche als Pionierin der politisch engagierten Psychoanalyse heute weltweit Anerkennung findet.